Stuhlmiete im Friseursalon ein Konzeptbeispiel

Wir stellen Ihnen ein Konzeptbeispiel aus den USA vor

Stuhlmiete in den USA

Stuhlmiete in Deutschland

In Deutschland gibt in der letzten Zeit Tendenzen, die Stuhlmiete in Salons zu etablieren. Jobangebote mit dem Inhalt: Stuhl an Friseurin mit eigenem Kundenstamm zu vermieten. Wir stellen Ihnen ein Konzeptbeispiel aus den USA vor. Solche legen den Verdacht nahe, dass die Stuhlmiete den letzte Versuch darstellt, die Fixkosten zu decken. Dieser Gedanke kommt bei mir auf, da es in der Regel effizienter ist Mitarbeiter einzustellen, statt Stühle gegen einen bestimmten Betrag zu vermieten. Wenn ein Salon keine Mitarbeiter findet oder finanzieren kann, scheint der Weg der Stuhlmiete verlockend, so die Nase über der Wasserkante halten zu können. Die Erwartung einen Interessenten zu finden, welcher auch noch seinen Kundenstamm aus einem anderen Salon in den EIGENEN mitbringt hört sich zu gut an um war zu sein. Wo aber liegen dann die Aufgaben des Saloninhabers?


In anderen Ländern hat das Konzept der Stuhlmiete differenziertere Aufgaben. Grundverschieden startet es bereits in den Charaktereigenschaften der StuhlmieterInnen. Die meist jungen Menschen sind auf dem Weg in die Selbständigkeit. In den USA haben auch nicht nur alte Leute mehrere Jobs, sondern auch das Jungvolk hält sich mit 2-3 Jobs über Wasser. Stuhlmieter eines Salons, sind oft auch an wechselnden Standorten für Filme, Modeschauen, für Konzerte und bei Privatkunden im Einsatz. Die Stuhlmiete gibt den meisten Kunden eine Anlaufposition für Termine bei den bevorzugten Stylisten, die wiederum ihr artistisches Level durch die Einsätze in Shows, Filmen u.ä. ausbauen. Diese Stylisten bringen tatsächlich einen eignen Kundenstamm mit, der aber stark an diesen gebunden ist und sie bei jedem weiteren Wechsel dem Stylisten erneut folgen. Stände die Selbständigkeit zu diesem Zeitpunkt schon im Vordergrund, müsste der Stylist auf die Jobs verzichten, die ihm den begehrten Ruhm und damit viele Kunden bringen.

Die Stuhlmiete wird nicht als Abkürzung verstanden, sondern als die Ideallösung.

Auf der Saloninhaberseite ist es das Unternehmertum in der sich der große Unterschied festmacht. Es existieren Salons in denen alle Stylisten Stuhlmieter sind und der Saloninhaber sich als Manager versteht, dessen Aufgabe es ist den Standort und seine Anziehungskraft auf Kunden zu erhöhen. Er übernimmt Aufgaben im Bereich Marketing, Einkauf, PR, Werbung, Management der Immobilie. Die Ausbildung und das Training der Stylisten fallen dagegen nicht in seinen Bereich. Je mehr Stühle in seinem Salon, an jedem Tag der Woche vermietet sind, desto höher ist sein Einkommen.

 

Wichtig: die Stuhlmieter sind die KUNDEN des Saloninhabers (aber sind das nicht auch die angestellten Mitarbeiter?)

Für die Stuhlmiete hat der Saloninhaber den Stylisten einen Service entgegenzubringen. Je nach Vertrag umfasst dieser Service die Bereiche

  • • Rezeption
  • • Telefonanschluss
  • • Kassensystem
  • • Kreditkartensystem
  • • Aushilfskräfte
  • • Salonreinigung
  • • Schaufensterdekoration
  • • Salonausstattung

Hinzu kommen elementare Aufgabe wie die Bereitstellung von

  • •Wasser
  • •Strom
  • •Heizung
  • •Klimaanlagen

Verkaufsengagement
Produktverkauf in Deutschland ein ungeliebtes und verabscheutes Stiefkind, ist in den US Salons eine der tragenden Säulen. Der Verkauf ist Einnahmequelle für Saloninhaber und Stuhlmieter gleicher Maßen. Schon normale Salons erreichen Verkaufsanteile von 30% gemessen am Dienstleistungsumsatz. Einige sogar 100%. Die Einnahme aus den Produktverkäufen entspricht dann den Umsätzen des Bereichs Dienstleistung. Eine überlebensnotwendige Strategie, da steigende Mieten mit den Umsätzen aus den Verkäufen gedeckt werden können.

 

Wir konnten in Gesprächen mit einigen befreundeten Stylisten diese beiden Modelle identifizieren

1. Der Salon hat einen Verkaufsbereich (Retailarea) und aus dem Produktverkauf erhält der Stylist eine Provision


2. Neu: der Saloninhaber stellt jedem Stylist ein eigenes Produktregal mit der vom Stylist individuell getroffenen Produktauswahl zu Seite.

Stuhlmieter haben grundsätzlich einen Einfluss auf die Produktauswahl in Salons, da der erwirtschaftet Umsatz einen Deckungsbeitrag liefern, auf den Saloninhaber angewiesen sind. Einsame Entscheidungen eines Inhabers sind eher selten. Bei beiden obigen Strategien erhöhen die Einnahmen der Stuhlmieter direkt durch die Verkäufe. Zielstrebige Stylisten decken mit den Provisionen aus den Verkäufen die Stuhlmiete ab, womit ein größerer Teil der Dienstleistungsumsätze zu Einkommen (Gewinn) wird.

Alternative 1 offenbart Vorteile zu Gunsten des Saloninhabers, da er Produktpromotions kaufen und damit verbunden Preisvorteile einstreichen kann. Der Stylist muss verkaufen was da ist. Der Saloninhaber managet den Verkaufsbereich. Eine immer verfügbare Produktauswahl ist sein Service an den Stylisten und damit auch an den Endverbrauchern.

Alternative 2 gibt dem Stylist eine größere Eigenverantwortung und Motivation seine Kaufempfehlungen auszubauen. Der Stylist pflegt sein Produktsortiment, managet die Umschlaggeschwindigkeit der Produkte.

 

Wer könnte von der Betriebsform Stuhlmiete profitieren?
Bei jedem Friseur und Friseurin gibt es einen Zeitpunkt an dem die Entscheidung getroffen wird, wie lange man seine Tätigkeit hinter dem Stuhl noch fortsetzen möchte. Persönlichkeiten die keine Lust oder wenig Erfahrung im Bereich FÜHRUNG eines Teams haben und statt dessen Stärken im Management, Marketing, Neukundengewinnung, Verkauf und Werbung aufweisen, könnten ideale Unternehmer der Betriebsform „Stuhlmiete" sein.

Inhaber von Einfrau/Einmann Salons, denen es nach Jahren des Durcharbeitens zu bunt wird, könnten in einer professionell gemanagten Umfeld neue Perspektiven und persönliche Freiräume finden.

Junge Friseure die auf dem Weg in die Selbständigkeit sind, hätten relative gefahrlos die Möglichkeit wichtige Erfahrung als zukünftiger Unternehmer zu machen und gleichzeitig sich selbst prüfen, ob die Selbständigkeit erstrebenswert bleibt. Grundsätzlich würden wir in diesem Fall aber die strategisch aufgebaute Übernahme eines bestehenden Salons durch eine Nachfolgeregelung als die profitablere Option sehen.

 

Ich möchte festhalten: Stuhlmiete ist keine Abkürzung

 

Knuth Arndt

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